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„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht, unsere Reaktion zu wählen. In unserer Reaktion liegen unser Wachstum und unsere Freiheit.“
Leider ist der Zugang zu diesem Raum nicht immer ganz leicht, manchmal kommen wir einfach nicht rein in diesen Raum und die Kommunikation wird emotional. Ein Wort gibt das andere – und schon befinden wir uns in einem Ping-Pong der Argumente und Vorwürfe.
Entscheidungshoheit über unsere Reaktion
Viktor Frankl (1905 – 1997), Verfasser des vorstehenden Zitats, österreichischer Neurologe und Psychiater, der ab 1942 für rund zwei Jahren in verschiedenen Konzentrations- und Arbeitslagern des NS-Regimes verbrachte, blieb in dieser Zeit als einzige Freiheit seine innere Haltung und eigene Entscheidungshoheit, seine persönliche Position zu den gegebenen Verhältnissen zu beziehen.
Zu häufig reagieren wir nach den vorgeprägten Mustern, dabei sind wir dem Reiz oder unserem Gegenüber niemals vollständig ausgeliefert. Die Entscheidungshoheit über uns liegt bei uns selbst und damit auch die Wahl, ob und wie wir den Reaktionsraum nutzen.
Wachsamkeit und Lernprozess
Wir müssen akzeptieren, dass wir am Reiz selbst in der Regel nichts ändern können, lediglich an unserer Reaktion auf den Reiz. Insbesondere in unserer heutigen Überflutung mit Reizen ist es umso wichtiger, unsere instinktiven Reaktionen zu unterbrechen, soll unser Reaktionsraum nicht gleich Null sein. Sind wir wachsam gegenüber uns selbst, können wir uns bewusst und willentlich einen Reaktionsraum schaffen. So lernen wir zu intervenieren, wenn wir im Begriff sind, unbewusst oder unüberlegt auf einen Reiz zu reagieren.
Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst
Dies gilt im Übrigen auch im Umgang mit sich selbst. Wir behalten die Kontrolle über uns und können uns selbst führen. Im Kern geht es hier um Achtsamkeit, um die Wahrnehmung innerer und äußerer Reize, ohne diese direkt zu bewerten oder reflexhaft zu reagieren. Spontanität ist daher nicht immer das Mittel der Wahl. Es sollte uns gelingen, die Zeit nach einem Reiz „anzuhalten“, das eigene Verhalten bewusst zu bestimmen und uns so von den automatisch ablaufenden Reiz-Reaktions-Mechanismen zu lösen.